Der Möbelhersteller, den wir heute unter dem Namen Walter Knoll kennen, hat seine Anfänge im neunzehnten Jahrhundert, als der Ledermeister Wilhelm Knoll (1839 - 1907) im Jahr 1865 sein gleichnamiges Atelier in Stuttgart eröffnete. Schnell sprach sich sein guter Ruf in Bezug auf Qualität und Luxus herum und so wurde Wilhelm Knoll geladen, Lieferant für den Hofe zu Württemberg zu werden - eine Design-Dynastie war geboren.
Um die Jahrhundertwende weitete Wilhelm Knoll sein Atelier auf Möbelproduktion aus und änderte den Namen zu Ledersitzmöbelfabrik Wilhelm Knoll. Im Jahr 1907 wurde das Familienunternehmen an Wilhelms Söhne Willy (1878 - 1954) und Walter (1876 - 1971) übergeben. Die Knoll-Brüder waren mit der Einführung des ersten Klubsessels
in Deutschland sofort erfolgreich und eröffneten Zweigstellen in Wien und St. Petersburg.
In den zwanziger Jahren war Stuttgart ein lebhafter Knotenpunkt für den modernistischen Diskurs, welcher Designer, deren Prinzipien in Reduziertheit, Funktionalismus und Massenproduktion lagen, zu ihrem Schaffen ermutigte und auch Willy und Walter Knoll fanden einzigartige Inspiration in den innovativen Ideen, die um sie herum erwuchsen. Willy entwickelte die legendäre Antimott Serie, für die Holzrahmen mit elastischer Polsterung kombiniert wurden, um schmalere, bequemere und stabilere Stühle und Sofas herzustellen. Bemerkenswerterweise wurden leichtgewichtige, aluminiumgerahmte Antimott-Sitzgelegenheiten genutzt, um Zeppeline auszustatten. Bis lange in die Nachkriegszeit hinein blieben die Antimott Deisgns ein Bestseller Wilhelm Knolls.
In der Zwischenzeit entschied Walter Knoll sich dazu, 1925 das Familienunternehmen zu verlassen, um Walter Knoll & Co. zu gründen. Walter war ein Vertreter der Avantgarde jener Epoche und wurde zum ersten Hersteller, der sich auf die Produktion von Bauhausmöbeln spezialisierte. Die Sitzmöbel von Walter Knoll & Co. nutzten bunte Stoffe an Stelle von Leder und die Möbel aus Walters Reihe Prodomo werden historisch als die ersten modernistischen Polstermöbel klassifiziert.
Der kultige Architekt und Designer Ludwig Mies van der Rohe (1886 - 1969) freundete sich zu dieser Zeit mit Walter an und lud ihn dazu ein, Möbel für die Ausstellung der berühmten Weißenhofsiedlung in Stuttgart 1927 zu entwerfen. Für dieses architektonische Experiment lud Mies Europas zukunftsorientierteste Architekten ein - Peter Behrens, Walter Gropius und Le Corbusier zum Beispiel - um ideale Wohnentwürfe für die Mittel- und Arbeiterklasse zu entwerfen. Zu Mies van der Rohes in Stahl gefasste Wohnungen trug Walter Rohrstahlmöbeln bei, mit deren Produktion seine Firma 1929 begann.
1937 zog Walter Knoll & Co. nach Herrenberg, wo das Unternehmen bis heute geblieben ist. Als Deutschland auf den Zweiten Weltkrieg zusteuerte, sahen sich beide Knoll Firmen gezwungen, die Produktion einzustellen und wurden außerdem von Bomben zerstört. In dieser Zeit machte sich Walters Sohn, Hans Knoll, nach Amerika auf und gründete dort schließlich seine eigene Firma, Knoll Inc.
1945 fingen Walter Knoll & Co. und Wilhelm Knoll mit dem Wiederaufbau Ihrer Unternehmen an. In jenem Jahr erlangte Walter mit Hilfe seiner Söhne und des Designers Jens Risom internationale Anerkennung mit dem Vostra Chair. 1950 stand auch Wilhelm Knoll wieder auf eigenen Beinen, jedoch verstarb Willy noch im selben Jahr. Sein Sohn Dieter wurde zu seinem Nachfolger, gründete aber 1962 die Dieter Knoll Firma in Österreich. Walter Knoll zog sich 1964 aus seiner Firma zurück und das Unternehmen wurde von seinem Sohn Robert Knoll und seinem Neffen Dr. Walter Combe übernommen.
In den Siebzigern ging Walter Knoll & Co. in das Kontraktgeschäft und stattete den Berliner Flughafen Tegel aus. Zu den beliebtesten Designs von Walter Knoll & Co. gehören der Schalenstuhl 369 (1956), Arno Vottelers Sessel 368 (1956), der Lady’s Chair 375 und der Gentlemen’s Chair 376 (beide 1957). In den letzten Jahren hat die Firma Entwürfe von Architekten und Designern wie EOOS, Norman Foster, Preben Fabricius & Jorgen Kastholm und Pearson Lloyd in Auftrag gegeben.
1985 übernahm Walter Knoll & Co. das Unternehmen Wilhelm Knoll und produzierte deren Entwürfe weiterhin als „Collection Wilhelm Knoll.” 1993 kaufte die Familie Rolf Benz die Handelsmarke Walter Knoll. 2007 ging die Firma internationale Wege mit einer Nebenstelle in Australien und Ausstellungsräumen in London, Paris, Mumbai und Peking. 2015 feierte das Unternehmen sein 150 jähriges Bestehen.
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