Wir decken die Schichten von Poul Henningsens zeitlosem Design auf
Die ewige Artischocke
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PH60 Artichoke Pendant Lamp by Poul Henningsen Louis Poulsen, 2010s
Photo © WAUW.BE
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Mid-Century Verona Pendant Lamp by Sven Middelboe for Nordisk Solar, Denmark, 1970s
Photo © Certo Fadista, C.B.
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Danish Model PH5 Pendant Lamp by Poul Henningsen for Louis Poulsen, 1950s
Photo © FK Gallery
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Mini PH Artichoke Lamp in Copper & Rose by Poul Henningsen for Louis Poulsen, 2018
Photo © Louis Poulsen Germany GmbH
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Mini PH Artichoke Lamp in Copper & Rose by Poul Henningsen for Louis Poulsen, 2018
Photo © Louis Poulsen Germany GmbH
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White Louvre Lamp by Poul Henningsen for Louis Poulsen, 1990s
Photo © CPH-Classic
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Danish Copper Artichoke Ceiling Lamp by Poul Henningsen, 1957
Photo © Studio Schalling
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Danish Copper Artichoke Ceiling Lamp by Poul Henningsen, 1957
Photo © Studio Schalling
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Scandinavian Modern Danish Copper Ceiling Lamp by Poul Henningsen, 1957
Photo © Studio Schalling
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Contrast Pendant Lamp attributed to Poul Henningsen for Louis Poulsen, 1960s (
Photo © América Móvel, Lda
Bereits seit über einem halben Jahrhundert ist die Artichoke Lampe von Poul Henningsen eines der weltweit beliebtesten Designobjekte—ein Beweis hierfür ist ihre andauernde Produktion durch den dänischen Hersteller Louis Poulsen. Außerdem ist sie in großen öffentlichen und privaten internationalen Sammlungen zu finden, darunter die des MoMA, die des Vitra Design Museums und die des V&A. Über die Jahrzehnte tauchten immer wieder Nachahmungen und Abwandlungen der Lampe auf. Ihre grundlegende typische Form ist aber sofort erkennbar, was ihren unverwechselbaren, überlagernden Schichten aus verstellbaren Metallplatten zu verdanken ist—die natürlich an die essbare Distel erinnern, die als Inspiration für diese Lampe gilt. Der ursprüngliche Name, den Henningsen dieser Lampe gab als er sie irgendwann um 1958 entwarf, war eigentlich Kogle, das dänische Wort für „Pinienzapfen“. Beide Namen verweisen auf die spiralförmigen, in der Natur vorkommenden Logarithmen, für die sich der Designer besonders interessierte. Henningsen wurde es nie leid, seine Umgebung nach neuen Ideen abzusuchen, die dann in seinem lebenslangen Kampf gegen das blendende Licht der elektrischen Glühlampen eingesetzt werden konnten.
Henningsen wurde 1894 in Kopenhagen als unehelicher Sohn zweier Intellektueller geboren. Sein Vater Carl Ewald war Autor satirischer Romane, seine Mutter Agnes Henningsen feministische Aktivistin und Schriftstellerin. Während er in den 1910er Jahren Architektur und Städtebau studierte—zu einer Zeit, in der die Welt um ihn herum endgültig von Gas und Kerzenlicht zu elektrischem Licht wechselte—experimentierte er eigenständig mit Beleuchtungsformen, -technik und -theorie. Es wird ihm nachgesagt, seine Leidenschaft für Beleuchtung sei durch seine Mutter angeregt, die sich wie Blanche Dubois Sorgen darüber machte, wie sie in von grellen, gnadenlosen, elektrischen Glühbirnen erhellten Räumlichkeiten aussah. Ob diese Geschichte der Wahrheit entspricht oder nicht, Henningsen schien jedenfalls unheimlich empfindlich gegenüber den Auswirkungen von Licht zu sein, eine Eigenschaft, die mit seinem radikalen linken Interesse an sozialer Verbesserung einherging. Das Ergebnis waren mehr als 100 Lampenentwürfe, die während seiner Karriere entstanden. Sie sollten allesamt durch die kontrollierte Streuung und Reflektion von künstlichem Licht das tägliche Leben verbessern. Oder wie der Designer meinte: „Das Ziel ist das Zuhause und seine Bewohner zu verschönern und ihnen einen entspannten Abend zu ermöglichen“.
Die erste große Anerkennung der Genialität Henningsens hinsichtlich seiner Beleuchtungstechnik und die ersten Vorläufer der Artichoke tauchten Mitte der 1920er in Form einer Serie von Lampen auf, die auf der bahnbrechenden Ausstellung L'Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes in Paris im Jahr 1925 die Goldmedaille gewann. Der Höhepunkt von Henningsens Erforschung der Möglichkeiten, Helligkeit zu maximieren und Grelligkeit zu minimieren, zeigte sich in der Kollektion mit gestuftem Lampenschirmsystem—für die angeblich ein Stapel aus einem Becher, einer Schale und einem Teller als Inspirationsquelle diente—mit Variationen in Metall und Glas.
Sie würden bald als PH Lampen bekannt werden und eine Anhängerschaft unter den Pionieren des Modernismus finden. Bereits 1929 vertrieb Louis Poulsen die PH Lampen in fernen Ländern wie Nord- und Südamerika und Afrika. Im folgenden Jahr wurden sie in der Ausstellung der wegweisenden Weissenhofsiedlung gezeigt. Dieses Projekt des experimentellen Wohnens wurde durch den Deutschen Werkbund in Stuttgart organisiert. Obwohl er eine Handvoll Möbel entwerfen und auch einige Gebäude bauen würde (neben seiner produktiven Schreibtätigkeit), lag Henningsens Fokus immer auf dem Design von Beleuchtung. Er entwarf über die nächsten 40 Jahre weiterhin Variationen und Ausarbeitungen der PH Lampe und ihrer elementaren Form.
Neben der originalen PH Lampe ist ein weiterer Vorläufer der Artichoke die Septima Lampe, die zwischen 1927 und 1931 entwickelt wurde. Auch hier verkleidete Henningsen die Glühbirne in mehrere Schichten, die gleichzeitig das Licht zerstreuen und reflektieren, um ein warmes und harmonisches Ambiente zu erzeugen. Leider wurde das kommerzielle und kulturelle Leistungsvermögen der Septima nie in vollem Umfang anerkannt. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges stellte Louis Poulsen seine Produktion aufgrund von Materialengpässen ein. Wegen Henningsens offenkundigen radikalen Ansichten, zog er mit seiner Frau (gemeinsam mit Designgenosse Arne Jacobsen und dessen Frau) nach Schweden, um vor den Nazis zu fliehen. Nichtsdestotrotz hatte die Septima wesentlichen Einfluss. Es wird vermutet, dass Henningsen im Jahr 1958 auf dieses Design zurückgriff als er beauftragt wurde, große opulente Kronleuchter für das ehrwürdige, am Wasser gelegene Restaurant Langelinie Pavilion in Kopenhagen zu entwerfen.
Jede der ersten standortspezifischen Artichoke Lampen im Langelinie Pavilion bestand aus 72 trapezförmigen „Blättern“ aus Kupfer, die von Hand mit einem Draht an die 12 strukturierten, die Glühbirnen umgebenden Bögen angebracht wurden. Jede Metalloberfläche verstärkte und wärmte das Licht, während sie die Lichtquelle verbarg, sodass sie aus keinem Blickwinkel sichtbar war— Henningsens ultimativer Sieg über die Plage des grellen Scheins des elektrischen Lichts. Der Effekt war zugleich organisch und technisch und brachte ihm viel Lob innerhalb und außerhalb des Landes ein. Im nächsten Jahr entwarf Henningsen die Artichoke Variante in Regenbogenfarben für eine Ausstellung in Kopenhagen mit dem Titel The House for the Day After Tomorrow, die endgültig den Status der Artichoke unter den Designexperten sicherte. In der 1960er Jahren verkaufte Louis Poulsen die Artichokes zu Tausenden, in Kupfer, Stahl und lackiertem Metall. Noch heute ist die Lampe ein Verkaufsschlager.
Henningsen ist 1967 von uns gegangen, aber seine Designs stellen weiterhin die begehrteste Beleuchtung des 20. Jahrhunderts dar. Sein wissenschaftlicher Ansatz, angenehme, bekömmliche Lichteffekte zu entwerfen hat seinen Ruf als Künstler nie vermindert. Heute erzielen seine Artichokes regelmäßig zehntausende Dollar in Auktionen. Seine obskuren Arbeiten hingegen, wie die Artischocken ähnliche House of the Future Installationsobjekte, die Spiral Wandlampen (ca. 1955) für die Scala Konzerthalle in Århus, und die Spiral Deckenlampe (1942) für die Universität Århus, bringen hunderttausende Dollar ein. Das alles zeigt, wie sehr die Beleuchtung Einfluss auf unser Erleben der Umgebung hat. Henningsen hat das verstanden. Seine Expertise, Licht im Sinne unseres höchsten Selbst zu nutzen, ist ein Geschenk, das nie aus der Mode geraten wird.
* Ein besonderer Dank gilt Louis Poulsen, Phillips und Verner Panton Design für die Abbildungen.
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Text von
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Wava Carpenter
Seit ihrem Studium in Designgeschichte an der Parsons School of Design hatte Wava schon in vielen Bereichen der Designkultur den Hut auf: sie lehrte Designwissenschaft, kuratierte Ausstellungen, überwachte Auftragsarbeiten, organisierte Vorträge, schrieb Artikel und erledigte alle möglichen Aufgaben bei Design Miami. Wava lässt den Hut aber im Büro – auf der Straße bevorzugt sie ihre Sonnenbrille.
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Übersetzung von
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Jessica Hodgkiss
Jessica ist Cheesecake-Enthusiastin, Kunstliebhaberin und man findet sie häufig auf Flohmärkten. Außerdem liebt sie es, Zeit in Berlins wunderschönen Parks und den Seen in der Umgebung zu verbringen. Die in München geborene Übersetzerin studiert zur Zeit Kunstmanagement im Master.
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