Die besinnliche Skep Serie von Atelier KAS


Kunst als Meditation

Von Anna Carnick

Obwohl das Budapester Atelier KAS erst vor kurzem eröffnet hat und die Designerin dahinter erst in ihren Zwanzigern steckt, weist das Studio bereits jetzt Qualitäten auf, die den Besucher staunen lassen. Das erste Projekt von Atelier KAS ist eine Serie organisch geformter Tongefäße mit dem Namen Skep. Ästhetisch ziemlich einfach gehalten, orientiert sich die Serie an umfangreichen, gar zeitlosen Vorstellungen: an unserem Glauben unabhängig von Zeit und Ort miteinander in Verbindung zu stehen, an der Wertschätzung einer methodischen Praxis und an den essentiellen Tugenden und Lehren, die in der Natur stets verfügbar sind (und oftmals übersehen werden).

Die Designerin Katalin Dóra Bartis verrät uns: „Ich glaube daran, dass Kunststücke eine Art Kraft besitzen. Sie zeigen einem, worum es ihnen geht, wenn man nur vorsichtig genug hinsieht. Ich hoffe die Skep Serie vermittelt dem Betrachter die Bedeutung der Naturverbundenheit. Wie wir von der Natur lernen können, indem wir sie erforschen und versuchen zu verstehen. Wenn jemand diese Objekte ansieht, versteht er vielleicht nicht genau, worum es geht, aber ich denke, dass ein gewisses Gefühl dennoch zum Ausdruck gebracht wird.“

Skep erscheint gleichzeitig zugänglich, vertraut und wie von einer alten Weisheit durchtränkt. Genau das wollte Bartis erreichen. „Meine Arbeiten erinnern an alte Artefakte und Objekte der Volkskunst. Ich bevorzuge Gegenstände von einfachem und bedeutendem Design, die mit dem Besitzer in Einklang stehen. Ich denke es wird immer wichtiger, dass Menschen ihr Zuhause mit Stücken schmücken, die einzigartig sind und eine Geschichte erzählen.“

Weiter meint sie: „Mein Ziel ist es, erneut ein persönliches Design für Wohnartikel einzuführen, so wie es früher in den Dörfern Ungarns gang und gebe war. Die Bewohner kannten den Herstellet ihres Artikels und wussten auch, welche Bedeutung jedem einzelnen dekorativen Symbol zukam. Ich benutze keine wirklichen figurativen Symbole in meinen Arbeiten. Die Leitideen und die abstrakten Formen haben aber eine Menge zu sagen.“ 

Die weißen Außenseiten von Skep sind mit schwarzen Mustern versehen. Das Innere der Behälter weist eine satte Farbigkeit auf: poppig steht gegenüber Schwarz-Weiß. Die Formen der Gefäße sind von Objekten inspiriert, die in der natürlichen und städtischen Umgebung zu finden sind, wie Heuhaufen und Bienenstock, und sind auch von ihren Namensvettern beeinflusst: Skep sind von Menschenhand gemachte, gewebte Körbe, die als artifizielle Bienenstöcken genutzt werden. „Die menschengemachten Körbe und die bienengemachten Bienenstöcke werden beide durch vorsichtige, mühsame Arbeit in einer bestimmten Reihenfolge hergestellt. Die Ergebnisse erfüllen ihren Zweck auf idealer Weise. Ich bin von den Kreaturen der Natur begeistert: sie sind vollkommen. Und ich mag es, wenn Menschen mit einfachen, cleveren und nützlichen Gegenständen etwas Ähnliches produzieren. Das inspiriert mich.“

Neben der Natur und den Körben, führt Bartis auch Keramiken der Bronzezeit als Inspirationsquellen auf. Letztlich geht alles auf die Natur zurück, meint sie. Die alte Kunst und die Volkskunst sind sehr naturverbunden, wie es auch die Menschen einst waren. Ich mag besonders die elementaren Formen, die geometrischen Muster. Wenn man darüber nachdenkt, sind die Formen der Natur voller Geometrie: Blätter, Äste, Blumen, Schneeflocken und so weiter.“

Der Prozess hat etwas Meditatives. Ich denke, so sollte die Kreation von Kunst immer sein. Bartis stellt jedes Stück der Serie Skep per Hand her. Dazu nutzt sie grundlegendes Werkzeug und einfache, rohe Materialien, die sie im nächsten Geschäft für Keramikbedarf erwirbt. Für jedes Stück lagert sie dünne Schichten weißen Tons übereinander. Dann nutzt sie ein flaches, hölzernes Werkzeug, um die Oberfläche des Tons zu modellieren und zu glätten. Mit einem spitzen Werkzeug arbeitet sie anschließend Muster auf den Oberflächen der Objekte heraus, ähnlich den Mustern, die ein gewebtes Objekt aufweist. Nacheinander wird der Ton gebrannt, die kleinen Prägungen schwarz lackiert und das ganze Objekt mit einer transparenten Glasur überzogen. Nun ist das Stück wasserdicht und waschbar. Bartis benötigt für jedes Objekt vier bis sieben Stunden, je nach Größe und Form. Ihr macht das methodische Vorgehen ihrer Arbeit Spaß: „Der Prozess hat etwas Meditatives. Ich denke, so sollte die Kreation von Kunst immer sein.“ Außerdem meint sie: „ich verbringe gerne Zeit mit meinen Objekten, um ihnen etwas von mir mitzugeben.“

Die Stimmung, die Bartis erste Serie Skep vermittelt, ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Design Philosophie. Sie benannte auch ihr Studio danach: kas ist das ungarische Wort für skep. Skep ist das Zuhause für Bienen, außerdem produziert die Designerin in ihrem Studio Wohnartikel. Neben dem offensichtlichen Konzept des „Heims“ und der Wichtigkeit der Naturverbundenheit, fügt Bartis eine weitere Bedeutungsebene hinzu: „Bienen waren in alten Zeiten Fruchtbarkeitssymbole. Diese Tatsache ist für mich als Künstlerin und auch als Frau von großer Bedeutung: ich denke es ist heutzutage eine Herausforderung, gleichzeitig feminin und ehrgeizig zu sein.“

Fürs Erste arbeitet Bartos zuhause an ihrem großen Holzschreibtisch. „Da meine Werkzeuge komplett mobil sind, kann ich alles wegräumen, wenn nötig.“ Ihr Zuhause in Budapest teilt sie mit ihrem Ehemann. Ihm überreichte sie ihr erstes Skep Stück als Geschenk: „Ohne ihn hätte ich KAS nicht starten können und hätte auch die schwierigen Zeiten nicht überstanden. Ich bin ihm sehr dankbar.“ Einestages hoffen sie eine größere Wohnung zu beziehen, in dem auch ein Studio Platz hat.

Und obwohl sie erst in den Startlöchern steht, ist Bartis Vision für die Zukunft ihres Ateliers jetzt schon klar: „Für mich ist es ein großes Abenteuer, ein Unternehmen zu starten und ich freue mich zu sehen, wo es mich hinführt. Ich bin dankbar dafür, die Möglichkeit zu haben, mich selbst auf die Probe zu stellen. Mein Ziel mit KAS ist es, kreative, lebendige, handgemachte Objekte herzustellen. Ich habe mit Keramik begonnen, aber ich plane noch mit Schmuck, Textilien und Möbeln zu arbeiten. Und da ich (ausgebildete) Architektin bin, möchte ich später Wohnungen entwerfen, die mit der Natur im Einklang stehen“.

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    • Anna Carnick

      Anna Carnick

      Als ehemalige Redakteurin bei Assouline, der Aperture Foundation, Graphis und Clear feiert Anna die großen Künstler. Ihre Artikel erschienen in mehreren angesehenen Kunst- und Kulturpublikationen und sie hat mehr als 20 Bücher herausgegeben. Sie ist die Autorin von Design Voices und Nendo: 10/10 und hat eine Leidenschaft für ein gutes Picknick.

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