Ikea

Schweden

Das schwedische Megaunternehmen Ikea wurde 1943 von dem 1926 in Småland geborenen Ingvar Kamprad gegründet. Einer Legende zufolge träumte Kamprad schon im Kindesalter davon, sein eigenes Unternehmen zu gründen und im Alter von nur 17 Jahren reichte ihm eine kleine finanzielle Belohnung, die er von seinem Vater für gute schulische Leistungen erhielt, um diesen Traum wahr werden zu lassen. Ikea ist ein Akronym für „Ingvar Kamprad Elmtaryd Agunnaryd“ - Elmtaryd ist der Name der Farm, auf welcher Kamprad aufgewachsen ist, Agunnaryd ist der Name seiner Heimatstadt. Die Unternehmensphilosophie beruht seit den Anfängen auf dem schwedischen, sozialistischem Slogan: „Weniger wohlhabenden Menschen sollten die gleichen Möglichkeiten zur Verfügung stehen, wie den Wohlhabenden.“

In den frühen Jahren vertrieb Ikea noch nicht die Sorte Möbel, für die es heutzutage bekannt ist. Stattdessen wurden Haushaltswaren wie Seife, Stifte oder Strümpfe verkauft. Dies geschah zunächst auf lokaler Ebene und später per Briefbestellung auf gedruckte Anzeigen. Die erste Möbel-Serie brachte Ikea 1948 auf den Markt. Sie umfasste mehrere Lehnstühle und Tische und wurde von Künstlern der Småland Region hergestellt. Der erste jährliche Ikea-Katalog wurde 1951 veröffentlicht.

Als Ikea in den frühen 1950er Jahren damit begann, Möbel zu Werkpreisen und per Versandauftrag zu vertreiben, sahen die etablierten Möbelhäuser ihr Geschäft bedroht. Ikea war es daher jahrzehntelang nicht gestattet, auf der führenden Möbelmesse in Stockholm auszustellen. Darüber hinaus wurden die Lieferanten dazu angehalten, ihre Zusammenarbeit mit Ikea zu beenden. Kamprad jedoch schreckte das nicht ab. Mitte bis Ende der 1950er Jahre beauftragte er Gillis Lundgren – einen Ikea-Angestellten – zusammen mit den dänischen Designern Bengt Ruda und Erik Wørts neue Möbelkollektionen für Ikea zu entwerfen, die sich nach den modernistischen Prinzipien der Erschwinglichkeit und Modularität richten und über untereinander austauschbare Elemente verfügen, flach zusammengepackt und vom Verbraucher eigenständig aufgebaut werden können. Der erste Ikea-Showroom eröffnete 1958 in Älmhult. Der Tore Schubladenschrank (1959), das Regal Bücherregal (1959) und der an Thonet erinnernde Ölga Stuhl (1961) gehörten zu den ersten Erfolgen des Unternehmes im Bereich des modernen Möbeldesigns.

Ikeas Strategie der erschwinglichen, in Masse produzierten Einrichtungsgegenstände erhielt weiteren Aufwind, als in den 1960er Jahren neue Materialien entwickelt wurden, insbesondere Pressspan und Kunststoffe. Als sich die Probleme mit den schwedischen Lieferanten zuspitzten, verlegte Ikea die Produktion nach Dänemark und Polen. Die Verkaufszahlen stiegen stetig und Ikea eröffnete weitere Ausstellungsräume. 1963 eröffnete Ikea die erste Filiale außerhalb Schwedens in Norwegen. 1969 folgte eine Filiale in Dänemark. In den 1970er Jahren expandierte Ikea zudem in die Schweiz, nach Deutschland, Australien, Kanada, Österreich und in die Niederlande. Ebenfalls in den 1970er Jahren war Ikea zudem die erste Möbelmarke, die in ihren Filialen auf Selbstbedienung setzte und für die Distribution computergestützte Systeme nutzte. 1986 zog sich Ingvar Kamprad von der Konzernleitung in den Ruhestand zurück. Ikea wurde daraufhin in drei separate Instanzen unterteilt: die Inter Ikea Group, die Ingka Group und die Ikano Group. 1998 eröffnete der erste Ikea in China.

Über die Jahrzehnte arbeite Ikea mit einer Vielzahl an schwedischen und internationalen Designern zusammen. Zu den ikonischen Entwürfen gehören das MTP Regalsystem aus Holz (1963) von Marian Grabinski; die Space Age „Telegono“ Lampe (1970) von Vico Magistretti (ursprünglich entworfen für Artemide); der wandelbare „Tajt“ Stuhl (1973) von Gillis Lundgren; der Skopa Stuhl aus geformtem Kunststoff (1974) von Olle Gjerlöv-Knudsen und Torben Lind; der „Poäng“ Stuhl aus Bugholz mit Fußhocker (1977) von Noboru Nakamura; das noch immer beliebte „Billy“ Regal (1978) von Gillis Lundgren; der poppige „Mammut“ Kinderstuhl mit Tisch aus Kunststoff (1993) von Morten Kjelstrup und Allan Østgaard; der lebendige und bahnbrechende „Vilbert“ Stuhl aus MDF (1993) von Verner Panton; der biomorphe „Storvik“ Lounge Stuhl (2002) von Carl Öjerstam. Ikea entwickelte zudem eine ganze Reihe sehr erfolgreicher Stücke zusammen mit dem dänischen Designer Niels Gammelgaard, wie zum Beispiel den „Folke“ Stuhl (1977), den „Ted Net“ Stuhl (1978), den „Järpen“ Stuhl (1980), das „Moment“ Sofa (1983), den „Moment“ Tisch (1985), das „Guide“ Regal (1985), den „Oti“ Stuhl (1986), den „Natura“ Schrank und den „Trofast“ Spielzeugschrank (1994).

Heute hat Ikea mehr als 300 Ausstellungsräume in etwa 30 Ländern und eine unverwechselbare, international bekannte Identität aufgebaut. Die jährlich weltweiten Verkaufszahlen betragen mehr als 28 Milliarden Euro. Die diversen Ikea Teilunternehmen und Stiftungen werden von der Ingka Holding B.V. verwaltet, mit Ingvar Kamprad als Berater im Vorstand. Noch immer verpflichtet sich Ikea dem Grundsatz „Einfachheit ist eine Tugend“, während zunehmend auch Aspekte der umweltfreundlichen Massenherstellung in den Fokus rücken.