Wim Rietveld

Niederlande

Wim Rietveld, der jüngste Sohn des legendären niederländischen Architekten und Designers Gerrit Rietveld, wurde 1924 in Utrecht geboren. Ursprünglich hatte er eine Lehre in einer Möbelfabrik in Utrecht begonnen, schrieb sich jedoch 1950 an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag ein, während er außerdem in der Firma seines Vaters arbeitete. Kurz darauf wurden seine Arbeiten von dem Designer und Unternehmer Willem Hendrik Gispen entdeckt, der ihn einlud, Designs für sein Unternehmen zu kreieren.

Ab 1953 war Rietveld Designchef bei Gispen, wo er seine preisgekrönte Furniture for a Simple Interior Kollektion entwickelte, welche den ikonischen 1407 Armlehnstuhl (1953/54) enthielt. Der in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Designer André Cordemeyer, entworfene 1407 wurde 1954 beim zehnten Salone del Mobile in Mailand mit der Goldmedaille ausgezeichnet und war bis weit in die 1960er in den Niederlanden sowohl in Wohn- als auch in Büroeinrichtungen sehr beliebt. Andere herausragende Designs Rietvelds für Gispen sind unter anderen der Modell 116 Stuhl (1953), die Panama Lampe (1953), das Modell 663 Aufbewahrungssystem (1954) und der Mondial Stuhl (1958), der für den niederländischen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 kreiert worden war.

 1958 verließ Rietveld Gispen und wechselte zu Ahrend de Cirkel, wo er eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem führenden niederländischen Designer Friso Kramer begann. Gemeinsam produzierten sie viele inzwischen ikonisch gewordene Designs wie den Results Stuhl (1958) und den Reply Zeichentisch (1958), wobei letzterer 1963 in Brüssel mit dem angesehenen Signe d'Or Preis ausgezeichnet wurde. Rietvields eigenen Pyramid Tische und Stühle (1960) für Ahrend De Cirkel waren ebenfalls sehr erfolgreich und sind auch heutzutage auf dem Vintagemarkt sehr gefragt.

Rietveld definierte seinen Designethos mit den berühmten Worten „gut geformt, stabil, praktisch und günstig.“ Dieser rationalistische Ansatz entsprach den Bedürfnissen von Nachkriegs-Holland. Während dieser Jahre war Rietveld Mitglied der Goed Wonen Stiftung, die sich dem wirtschaftlichen Aufschwung und einer besseren Lebensweise durch gutes Design widmete. Im Laufe seiner Karriere produzierte Rietveld funktionalistische Sitzmöbel, Tische, Aufbewahrungs- und Regalsysteme und Beleuchtung, die allesamt sparsam aber wohnlich, effizient und dennoch auffällig waren. Die Materialien seiner Wahl waren Sperrholz und Stahl. Zusätzlich zu seinen berühmten Arbeiten für Gispen und Ahrend De Cirkel entwarf Rietveld außerdem für andere niederländische Möbelhersteller wie beispielsweise Auping und Kembo.

Ab 1960 konzentrierte Rietveld sich auf Transportkonzeption während er außerdem an seine Alma Mater, der Königlichen Akademie, und der Technischen Universität in Delft unterrichtete. Beeindruckt von der Vielseitigkeit seines Können, wurde er von der Technischen Universität in Delft 1973 zum außerplanmäßigen Professor berufen. Rietvelds Kreationen können in vielen niederländischen Institutionen gefunden werden, zum Beispiel im Stedelijk Museum in Amsterdam. Er starb 1985.