Lina Bo Bardi

São Paulo, Brasilien

Die in Rom geborene brasilianische Architektin und Designerin Lina Bo Bardi (1914–1992) war eine der einflussreichsten Designerinnen des Brazilian modernist im 20. Jahrhundert. Obwohl sie für ihre architektonischen Projekte viel Anerkennung bekam, war Bo Bardi auch eine talentierte Redakteurin, Schmuckdesignerin, Bühnenbildnerin, illustratorin, Möbeldesignerin und Kuratorin.

Gebürtige Lina Achillina Bo studierte Architektur an der Universität Rom und machte 1919 ihren Abschluss. Anschließend zog sie nach Mailand um und arbeitete mit dem Architekten Carlo Pagani zusammen. In dieser Zeit arbeitete sie auch gemeinsam mit Architekt und Designer Gio Ponti an der Zeitschrift Lo Stile.

Bo Bardi machte sich 1942 mit ihrem eigenen Architekturbüro selbstständig. Ein Jahr später wurde dieses aber in einem Luftangriff komplett zerstört. 1943 brachte sie gemeinsam mit Bruno Zevi die Publikation A Cultura della Vita heraus. Ab 1944 bis 1945 war sie Herausgeberin von Pontis berühmter Zeitschrift Domus.

Ihre Rolle bei Domus spornte sie zur aktiven Teilnahme an der Kommunistischen Partei Italiens an. Dort lernte sie ihren zukünftigen Ehemann, Kunstkritiker und Historiker Pietro Maria Bardi, kennen. In diesen Jahren verfasste Bo Bardi auch Beiträge zu weiteren Publikationen, darunter die Tageszeitung Milano Sera unter Leitung von Elio Vittorini, als auch Stile, Grazia, Belleza, Tempo, Vetrina und Illustrazione Italiana.

1946 zog Bo Bardi nach São Paulo, nachdem ihr Ehemann mit der Gründung eines neuen Kunstmuseums für die Stadt beauftragt wurde. Zusammen gründeten sie das einflussreiche Kunst- und Architekturmagazin Habitat (1951–54). 1948 gründete Bo Bardi das Studio de Arte e Arquitetura Palmage gemeinsam mit Giancarlo Palanti (1906–77). Außerdem produzierte sie moderne ökonomische Möbel für ihre eigenen Architekturaufträge. Herausragende Designs sind der Bowl Chair (1951), der die Vorliebe Brasiliens für ausgeprägte Formen mit europäischem, industriellem Minimalismus kombiniert, sowie der Cadeira Beira de Estrada bzw. Roadside Chair (1967).

Zu den Architekturprojekten von Bo Bardi zählen das Glass House (1951) in Morumbi, Sao Paulo, das sie als ihren privaten Wohnsitz entwarf; das Instituto de Arte Contemporânea (IAC) am Museu de Arte de São Paulo (1951–53); Solar do Unhão (1959), eine alte Zuckerfabrik in Bahia, die sie in ein Kunstgewerbemuseum umbaute; das SESC Pompéia (1977–82), ein Freizeitzentrum in einem alten Fabrikgebäude; und das Teatro Oficina (1984), ein abgebranntes Bürogebäude, das Bo Bardi in ein Theater umbaute.

Bo Bardi verstarb 1992. Sie hinterlässt eine Architektur, die Zusammenarbeit, Mitarbeit, sozialen Fortschritt und Gleichstellung begünstigte.