Gabriel & Guillaumes einzigartige Ausstellungsmélange feiert ihr Debut im Salons Christofle in Paris


G für Glam

Von Wava Carpenter

Was kommt dabei heraus, wenn man einen lackierten Raumteiler aus Holz von André Arbus aus dem Jahr 1939 mit dem in den 1970ern von Gabriella Crespi entworfenen Cubo Mágico Table aus poliertem Messing kombiniert, Seite an Seite mit den legendären Stoleru Sofas aus den späten 1980ern, einer Zusammenstellung von Mid-Century Keramik der ungarischen Künstlerin Livia Gorka und einem anonym entworfenen Vintage Rattanstuhl von woher auch immer? Im Fall von Gabriel & Guillaume—von der Designwelt jüngst als neue Lieblinge auserkoren—eine ziemlich schicke Popup Galerie, über die bereits die ganze Stadt spricht.

Falls Sie es noch nicht wissen, Gabriel & Guillaume—das ist sozusagen die Berufsehe zwischen dem Pariser Designhändler Guillaume Excoffier und der libanesischen Werbe- und Filmproduzentin Nancy Gabriel. Im Jahr 2013 schlossen sich die beiden für ein langfristiges Programm an temporären Verkaufsausstellungen zusammen, das sich einer gewagten Mélange aus Vintage und zeitgenössischen Sammeleinrichtungen widmet, welche die beiden für glamourösen Installationen in Szene setzen—weit entfernt vom herkömmlichen White Cube Ausstellungskonzept.

Nach ihrem Debut in Paris und zwei weiteren Projekten in Beirut wird das jüngste Werk des angesagten Duos nun im Salons Christofle in Paris ausgestellt. Ein Ort, der mit seinen vergoldeten Boiserien aus dem achtzehnten Jahrhundert für ihr Arrangement verschiedenster Fundstücke aus Art Nouveau, Art Déco, Moderne, Postmoderne und aktuellen Trends die perfekte Kulisse bietet. Unter den ausgestellten Designern finden sich große Namen wie Carlo Bugatti, Claude Lalanne, Gio Ponti, Ettore Sottsass, Garouste & Bonetti, Donald Judd und Sol Lewitt—um nur einige wenige zu nennen.

Da wir nichts mehr lieben als gekonnte Verblendungen von klassischem und aktuellem Design, haben wir die beiden Szenekuratoren gebeten, uns ein wenig mehr über ihr ganz spezielles Verständnis von Designausstellungen zu erzählen. Hier sind ihre Antworten.

WC: Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür, dass der “eklektische” oder “gemischte” Ansatz im Interior Design (Klassiker und aktuelle Trends, Kunst und Design etc.) so viel Zuspruch findet?

Der Grundgedanke des Interior Designs ist, dass man sich zu Hause in erster Linie wohlfühlen und daher mit Objekten umgeben sollte, die das eigene Leben und den kulturellen Hintergrund widerspiegeln G&G: In den letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren waren wir bei vielen Ausstellungseröffnungen aus diversen Fachrichtungen—in Galerien für Kunst und Design, für zeitgenössische Kunst, für Mid-Century Modern Design und so weiter. Alle von ihnen waren fantastisch darin, die Besonderheiten und den Marktwert von Kunst und Design, zeitgenössischer Kunst oder Mid-Century Modern Design hervorzuheben. Wenn man ein Magazin für Interior Design in die Hand nimmst, fällt sofort auf, dass bei den meisten Konzepten Möbel aus den Jahren 1955 bis 1965 und Kunst aus den letzten zehn Jahren verwendet wurden. Das kann wirklich umwerfend aussehen, aber mittlerweile hat man dabei zu oft ein Déjà-vu-Erlebnis. Außerdem ist dabei irgendwie der Grundgedanke von Interior Design verloren gegangen—dass wir uns zu Hause in erster Linie wohlfühlen und mit Objekten umgeben sollten, die unser eigenes Leben und unseren kulturellen Hintergrund widerspiegeln. Eklektizismus macht also total Sinn.

WC: Wie wählen Sie die Designs für Ihre Projekte aus? Geht es dabei um Schönheit und Wert der Einzelstücke oder eher um die jeweilige Zusammenstellung? Lassen Sie sich zuerst vom Ausstellungsraum inspirieren und leiten dann für die Stücke, die am besten passen, einen geschichtlichen Hintergrund her? Wie läuft das in der Regel ab?

G&G: Wir kaufen einfach das, was uns anspricht—das kann ein Tisch von Gabriella Crespi sein oder ein winziger, unsignierter Aschenbecher. Über den Ort denken wir überhaupt nicht nach (weil der Kaufprozess in den meisten Fällen abläuft bevor wir uns um einen Ausstellungsraum kümmern). Die Gründe, warum uns ein bestimmtes Design gefällt, sind ganz unterschiedlich: natürlich muss es schön sein. Und schwer zu finden. Wir kaufen nichts, das noch hergestellt wird. Außerdem ist es uns bei allen Stücken wichtig, dass sie auch dauerhaft einen musealen Wert haben. In unserer aktuellen Ausstellung zeigen wir beispielsweise einen einzigartigen Kamin von Carlo Bugatti, der um 1900 für eine Privatresidenz in Norditalien entstanden ist.

WC: Was planen Sie als nächstes?

G&G: Im Frühling geht es nach Beirut! Danach werden wir uns in anderen europäischen Städten umsehen. Wir sind immer auf der Suche...

Die Ausstellung von Gabriel & Guillaume, ein Kooperationsprojekt mit der Galerie Mitterand, wird noch bis zum 21. November 2015 im Salons Christofle, 9 Rue Royale in Paris gezeigt.

* Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Gabriel & Guillaume

  • Text von

    • Wava Carpenter

      Wava Carpenter

      Seit ihrem Studium in Designgeschichte an der Parsons School of Design hatte Wava schon in vielen Bereichen der Designkultur den Hut auf: sie lehrte Designwissenschaft, kuratierte Ausstellungen, überwachte Auftragsarbeiten, organisierte Vorträge, schrieb Artikel und erledigte alle möglichen Aufgaben bei Design Miami. Wava lässt den Hut aber im Büro – auf der Straße bevorzugt sie ihre Sonnenbrille.